Anatomie des Rückenmarks Teil 1 Drucken

Die Sinneszellen in den verschiedenen Organen des menschlichen Körpers sowie in der Haut und in den Muskeln nehmen Veränderungen ihrer Umgebung wahr und leiten dann Signale an besondere Nervenzellen in ihrer Nähe weiter. Diese Nervenzellen übertragen die Informationen in Form von elektrischen Signalen vom Ort der Sinneszellen zu anderen Zellen im Innern des Rückenmarks oder direkt zum Gehirn.

Werden die Bahnen dieser Signalweiterleitung unterbrochen, gelangen die Informationen nicht vom Ort der Sinneszellen fort. Das Organ, der Hautbereich oder der Muskel werden dadurch gefühllos, und Empfindungen werden nicht mehr bewusst wahrgenommen.

In gleicher Weise leiten wieder andere Nervenzellen vom Rückenmark oder dem Gehirn Informationen zur Steuerung von Muskeln und Drüsen. Werden diese Bahnen unterbrochen, erreichen die Informationen ihr Ziel nicht, und Muskeln und Drüsen bleiben untätig. Bei der Querschnittlähmung werden die Bahnen der Informationsweiterleitung unterbrochen, die durch das Rückenmark verlaufen. Aus diesem Grund fehlt anschließend sowohl das Gefühl aus den abgeschnittenen Sinneszellen als auch die Arbeit und Flüssigkeitsproduktion von Muskeln und Drüsen des betroffenen Bereiches.

Nervenzellen sind anders aufgebaut als alle anderen Zellen des menschlichen Körpers.



Abb 1: Hier zeigt sich der Aufbau eines Neurons am Beispiel eines sogenannten Motoneurons des Rückenmarks. Der Zellkörper besitzt verschiedene Ausläufer, die Dendriten genannt werden. Das Axon ist meistens der längste Ausläufer und transportiert die elektrischen Impulse der Nervenzelle über weite Strecken zu anderen Körperzellen. Das Axon wird von Ammenzellen umgeben, die im Rückenmark Oligodendrozyten heißen. Nachdem die Axone das Rückenmark über einen Nerv verlassen, übernehmen die Schwann-Zellen die Aufgabe der Oligodendrozyten als Ammenzellen (HEIMER, 1995).

Die Nervenzelle, auch Neuron genannt, besteht aus einem Empfangsteil für Informationen, das als Dendrit bezeichnet wird. Daran schließt sich der Zellkörper an, der in die Bahn übergeht, die der Weiterleitung der Informationen dient. Sie wird Axon genannt.

Im Rückenmark werden die Axone der meisten Neuronenarten von den Ausläufern verschiedener Ammenzellen umhüllt, die auch als Gliazellen bezeichnet werden. Im Bereich des Gehirns und Rückenmarks werden die Ammenzellen Oligodendrozyten genannt. Innerhalb von Nervensträngen in Armen und Beinen bilden die sogenannten Schwann-Zellen eine Hülle. Beide Arten von Hüllen haben ähnliche Aufgaben und werden als Mark- oder auch Myelinscheide bezeichnet. Sie isolieren Abschnitte des Axons, damit die elektrischen Impulse schneller weitergeleitet werden können. Außerdem verhindern sie, dass sich nahe beieinander liegende Axone gegenseitig unter Strom setzen. Ohne diese Isolationsschicht können diese Arten von Neuronen keine Informationen weiterleiten. Bei der Querschnittlähmung werden sowohl die Neurone als auch die Ammenzellen an einer Stelle des Rückenmarks zerstört.

Das Rückenmark ist ein verlängerter Ausläufer des Gehirns, der von Flüssigkeit umspült und verschiedenen Häuten umschlossen wird (Abb. 2).



Abb. 2: Das Rückenmark besitzt eine zylindrische Form und besteht aus einer weißen und grauen Substanz. Die graue Substanz liegt schmetterlingsförmig im Inneren und wird von der weißen Substanz umgeben. Die Nervenbahnen der Sinnesorgane ziehen im sogenannten Hinterhorn ins Rückenmark ein, während die Axone der motorischen Zellen das Rückenmark über das Vorderhorn verlassen. Alle Nervenbahnen vereinen sich im sogenannten Spinalganglion zu einem Nerv, der bestimmte Körperteile versorgt. Das Rückenmark ist wie das Gehirn von verschiedenen Hirnhäuten umgeben und geschützt. Zwischen Hirnhäuten und Mark fließt die Hirnflüssigkeit (HEIMER, 1995).

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 13. August 2007 um 18:30 Uhr