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Sendeanstalt und Sendedatum: SWR, Samstag, 16. Februar 2008


Seit einem Autounfall vor 14 Jahren, an dem er als Beifahrer beteiligt war, ist Ufuk Dogru an allen Gliedmaßen gelähmt. Da er vermutlich nicht angeschnallt war, sprachen ihm die Richter eine fünfzehprozentige Mitschuld zu. Seither kämpft der 36-jährige verzweifelt um Entschädigung, denn die Versicherung der Unfallfahrerin hat den Schaden bis heute nicht vollständig reguliert. Die württembergische Gemeindeversicherung WGV spielt auf Zeit. Und genau die haben viele Unfallopfer nicht.

Familie droht Ruin


Der Schaden, der dem Gelähmte unter anderem durch teure Medikamente und den erheblichen Pflegeaufwand entsteht, wird von seinem Anwalt mit knapp 1,7 Millionen Euro angegeben. Bis heute, sagt der Rechtsbeistand, hat die WGV erst ein Viertel dieser Summe bezahlt. Um sein Leben als Schwerstbehinderter meistern zu können, muss Dogru auf das Schmerzensgeld von 300.000 Euro zurückgreifen. Doch die Summe ist inzwischen fast vollständig aufgezehrt. Sollte die Versicherung nicht zahlen, droht dem Geschädigten und seiner Familie der Ruin. Ein eigenständiges Leben zu führen, ist nach dem Unfall nicht mehr möglich. Dogru muss gefüttert und gewaschen werden. Er benötigt Hilfe beim Schreiben und Lesen, selbst für die Stuhl- und Harnentleerung fehlt ihm die körperliche Kontrolle. Neben der Lähmung plagen ihn Spastiken, Schweißausbrüche und Bluthochdruck. Seine Kraft tankt er bei der Familie und seinen Freunden.

Verweigerung trotz Gutachten


Dogru ist rund um die Uhr auf professionelle Hilfe angewiesen. Der Pflegedienst kostet ihn 15.000 Euro pro Monat. Dagegen behauptet die WGV, der Geschädigte habe an der Vollzeitpflege kein Interesse, seine Forderungen hätten nur prozesstaktische Gründe. Schließlich könne er sein Leben mit den verbliebenen Möglichkeiten genießen, heißt es. Das Unternehmen hat sich 13 Jahre lang gegen die Zahlung einer angemessenen Rente gestemmt, obwohl ein von ihr beauftragter Gutachter den enormen Pflegeaufwand bestätigte. Das von ihm erarbeitete Pflegekonzept aus dem Jahr 2002 wurde bis 2007 nicht umgesetzt, erklärt der Anwalt des Betroffenen. Es sei natürlich billiger, die Familie ackern zu lassen. Wir wollen mit der Versicherung über den Fall sprechen, doch ein Interview lehnt die ab. Man will sich zu dem laufende Gerichtsverfahren nicht äußern.

Anderen Mut machen


In der Unfallklinik Tübingen trifft sich Dogru jede Woche ehrenamtlich mit querschnittsgelähmten Unfallopfern, um sie und ihre Angehörigen zu beraten. Er will Patienten Mut machen, seine Erfahrungen und sein Wissen aus dem Kampf mit der Versicherung weitergeben. Dabei ist sein eigener zäher Kampf mit der Versicherung noch nicht zu Ende. Das jüngste Angebot der WGV, ihn mit 750.000 Euro abzufinden, hat er abgelehnt. Das Geld würde maximal für fünf Jahre reichen, danach wäre er ein Sozialfall ohne Perspektive.

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 16.02.2008. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 06. März 2008 um 14:20 Uhr